„In Afrika ist es für die Deutschen in die Hosen gegangen“, notierte Astrid Lindgren am 8. November 1942. Als der Krieg ausbrach, begann sie, Tagebuch zu schreiben. Als am 9. November 2016 Donald Trump gewählt wurde, erwachte ich in einem Hotel in Bonn, und der Morgen graute mir. Ich war dort beim Lesefest „Käptn Book“. „Ein schwarzer Tag“, sagte ich beim Frühstück zu Hermann Schulz. 1938 in Afrika geboren, leitete er jahrelang den Peter Hammer Verlag und schreibt selbst Kinderbücher. Am Vorabend hatte er mir erzählt, wie es zum Buch „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hatte“ gekommen war, wie er Illustrationen auf einer Tabakpackung sah, wissen wollte, wer sie gemacht hatte, und so Wolf Erlbruch kennenlernte. „Darf ich Ihnen noch eine Geschichte erzählen?“, fragte mich Hermann Schulz. Der Kaffee erinnerte ihn an Kaffeehäuser in Wien und an Alfred Hrdlicka, den er wegen eines Marmorblocks kennengelernt hatte. Hrdlicka hatte sein Atelier in der Nähe des Praters. Beim Spaziergang kamen ihnen, Hand in Hand, Ernst Jandl und Friederike Mayröcker entgegen. Hrdlicka lud alle in ein Kaffeehaus ein. Schulz erzählte noch viel mehr. Ich war so beseelt, dass ich beschloss, Trumps Präsidentschaft ebenfalls in einem Tagebuch festzuhalten. Der erste Eintrag lautet: „Als Donald Trump gewählt wurde, frühstückte ich mit Hermann Schulz.“
(Kolumne Kramers Kinderstube 4 erschienen im Anzeiger 04/2017 Magazin für den Österreichischen Buchhandel)