Einhörner sind in. Einhörner sind das ganz große Geschäft. Sitzt man mit Kinderbuchverlagsleuten in einem Taxi, geht es gern um Einhörner. Sternenschweif und Silberwind. Glamourös, glitzernd, magisch, mysteriös. Mit Schweif, Schwanz, Horn und dem ganzen Klimbim.
Ich schreibe sicher kein Buch über Einhörner. Weil mit Einhörnern gewinnt man keinen Literaturpreis. Das ist fix. Literarisch gesehen geht man mit Einhörnern für den Rest seiner Karriere baden.
Ich könnte es allerdings wie die Känguruchroniken anlegen. Ein rechts radikales Einhorn könnte sich im Schlafzimmer von Marine Le Pen einnisten, mit ihr kuscheln und sie trösten.
Ich könnte mich auch an Theo Nicole Lorenz orientieren. Sein Ausmalbuch heißt: „Einhörner sind Arschlöcher: Schockierende Wahrheiten zu Ausmalen.“ Ziemlich prächtig finde ich auch: „Schnall dich an, sonst stirbt ein Einhorn! 100 nicht ganz legale Erziehungstricks“ von Johannes Hayers. „Meine kleine Einhorn-Farm“ (mit Regenbogengarantie) hingegen ist wirklich Schrott. Dieses Standardwerk zur erfolgreichen Aufzucht von Einhörnern verspricht Erfolg im Business und die Erfüllung magischer Träume. Also echt.
Und dann fiel mir in einem Buchladen in Gmunden ein verstaubtes Exemplar „Der taubenblaue Drache“ von Kurt Vonnegut, übersetzt von Harry Rowohlt, in die Hände. Und als ich auf Seite 120 „Die Einhornfalle“ las, wusste ich, dass man auch über Einhörner ganz große Literatur schreiben kann.
(Kolumne erschienen im Anzeiger 06/2017 Magazin für den Österreichischen Buchhandel)