Es ist überstanden. Die Weihnachtskekse liegen am Kompost, die leeren Flaschen in Containern, die Christbäume auf Haufen oder (in Vorarlberg) unter Funkenhexen. Tonnen an Müll sind entsorgt. Hoffentlich, liebe Buchhändler, war ihr Umsatz gut, damit der Wahnsinn wenigstens einen Sinn hatte. Nach der Stillen Zeit, als die Ruhe endlich einkehren wollte, klingelte es noch einmal an der Haustür.
Mein Mann verschanzte sich im Bad. Gut, dachte ich, die Heiligen Drei Könige werde ich auch noch überstehen, und öffnete. Wie geprügelte Hunde latschten sie herein und brummelten ein elendes Halleluja. Ich dachte an einen Satz von Dieter Nuhr: „Noch keine Haare am Sack, aber mir erzählen, sie seien die Weisen aus dem Morgenland.“ Ich kramte den letzten Schein aus meiner Geldtasche und wischte den Dreck der Stiefel weg, während mein Mann die Fenster aufriss, um den Weihrauch rauszuwacheln. Ich darf mich nicht beschweren. Sogar unser christlicher Bundeskanzler empfing die Sternsinger. Er sprach vom Weihnachtsfrieden, von der Hilfe für die Armen und seinem großen Ziel Migrationsströme zu verhindern. Diese Heiligen Drei kamen ja auch aus dem Nahen Osten. Aus Syrien, Irak, Afrika oder Indien. So genau weiß man das nicht. Zu uns dürfen die nicht mehr. Die sollen nicht mit unseren Kindern in den Klassen sitzen, sondern weit, weit weggehen. In unsere Stuben lassen wir Menschen aus dem Morgenland nur, solange es sich um verkleidete Einheimische handelt.
Kolumne erscheint im Anzeiger Jänner 2018 (Magazin für den österreichischen Buchhandel)