Jetzt ist es passiert. Zum ersten Mal habe ich Bücher von mir auf dem Flohmarkt entdeckt. Ein bisschen weh tut’s schon. Aber ich versteh’s ja. Regale werden voll, auf dem Tisch ist auch kein Platz mehr und neue Möbel zu kaufen ist ein Horror. Man setzt sich in ein Auto und fährt in ein Einrichtungshaus an den Rand einer Stadt, wo unsere Großeltern unter knorrigen Obstbäumen über saftige Wiesen tollten. Ikea. Kika. Leiner. XXX Lutz. Mömax. Möbelix. Hundertprozent buchfreie Orte des Grauens.
Zigtausende Quadratmeter zubetonierter Natur. Für Billigschrott und … Was eigentlich noch? Arbeitsplätze? Aber will dort irgendwer arbeiten? Also ich würde mich auch in einer der wackeligen Neo-Vintage-Truhen vor nervigen Kunden mit ihren unerzogenen Kindern verstecken. Was erzählen die, wenn sie erwachsen sind? „Ich habe meine Kindheit unter künstlichem Licht zwischen Wohnlandschaften, Plastikblumen und Einkaufswägen verbracht und wurde mit dem Mittagsmenü abgefüllt? Schön war’s nicht. Aber billig.“ Und ein bisschen kurzlebig – diese Möbel schaffen‘s nicht einmal zum Flohmarkt, weil sie schon beim Transport oder beim Zusammenbauen kaputtgehen. Da lobe ich mir meinen Freund, den Buchhändler: Der hat sich seine Möbel aus alten Büchern zusammengebaut.
Kolumne erscheint im April 2018 im Anzeiger (Magazin für den österreichischen Buchhandel)