Lena will Buchhändlerin werden. Aussicht auf Ruhm, Ehre und Karriere hat sie nicht. Aber was soll’s? Lena mag Bücher. Und Menschen. Sie kann ihr Glück kaum fassen, als sie nach der Ausbildung sofort in einer Buchhandelskette angestellt wird. Und dann muss Lena keine Bücher, sondern Skateboards, Sandspielzeug, kreatives Bastelmaterial, Kopfweh verursachende Stinkkerzen und Küchenmixer auspacken und anordnen. Bitte, welcher Marketingstratege ist auf die hirnrissige Idee mit den Non-Books gekommen? Ein Fleischer verkauft doch auch kein Non-Fleisch. Dann wäre er nämlich ein Blumenladen oder ein Schuhgeschäft.
Aber alle hecheln mit und drängeln sich auf der Buchmesse am Nonbooksmarktplatz, wo einem die Frankfurter Würstchen sauer aufstoßen angesichts Geschenkartikel und Wohnaccessoires, die die Menschheit bestimmt nicht weiterbringen. Die Wagner’schen Buchhandlung hat sich besonnen, sämtlichen Non-Books-Plunder rausgeworfen und sich ein paar wirklich hübsche Dinge überlegt, wie man Bücher noch verkaufen kann. Seither steigt der Umsatz wieder. Die Angestellten sprühen vor Ideen. Die Leidenschaft des Besitzers steckt an. Seine Buchhandlung gibt es seit 1639. Sie überlebte den dreißigjährigen Krieg, den Volksaufstand gegen Napoleon unter Andreas Hofer, einen verheerenden Brand, den Ersten Weltkriege, einen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg und die Non-Books-Ära. Lena würde er sofort anstellen.
Kolumne erscheint im Oktober 2018 im Anzeiger (Magazin für den österreichischen Buchhandel)